Wandererverein
Wegscheid

Die Zeit von 1919 bis 1945

Die Geschichte des Vereins während dieser Zeit spiegelt die wirtschaftlichen Zusammenbrüche der zwanziger Jahre wieder.  Aufgrund der Inflation wurde der Mitgliedsbeitrag 1923 von 1 auf 10 Mark erhöht, aber schon im Februar erklärte der Kassier Kerndl, dass die 28 Mark in der Kasse "soviel wie nichts" bedeuten.

Das Waldfest fand wegen der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse nur selten statt, konnte aber jetzt im Gegensatz zu früher von allen Marktbürgern besucht werden.

Trotzdem waren die sozialen Aktivitäten des Vereins wieder beachtlich. Die Einkleidung armer Schulkinder wurde weiterhin durchgeführt, ebenso erhielten die Suppenanstalt und die Kinderbewahranstalt finanzielle Zuwendungen.

Der Wandererverein spielte aber nicht mehr die zentrale Rolle im Markt, wie das im Kaiserreich der Fall war. Die Mitglieder gehörten aber wie vorher vor allem dem bürgerlichen Mittelstand an, Vorstand war in dieser Zeit Franz Enzbrunner.

Mit dem Aufkommen nationalsozalistischer Organisationen traten dreiundzwanzig Mitglieder mit einem Schlag aus. 1934 mussten die Statuten des Vereins nach dem "Führerprinzip" geändert werden: Nur noch der erste Vorstand ("Vereinsführer") wird gewählt, dieser ernennt dann Schriftführer und Kassier. Die Veranstaltungen mussten mit einem "Sieg Heil auf Reichspräsident Hindenburg und Volkskanzler Hitler" beschlossen werden. Dann schweigt der Schriftführer bis zum Ende des II. Weltkriegs.

Die Nachkriegszeit

1949 meldete sich Schriftführer Anton Hirsch wieder zu Wort. Am 16. März 1949 trafen sich alte und neue Mitglieder im Café Huber, um den Verein wieder zu aktivieren. Wie seit Beginn wurde der Verein fast ausschließlich vom gewerblichen Mittelstand getragen. Sechsundvierzig Mitglieder trugen sich ein, der Kassenstand war am Anfang 13 DM, im Jahr 1950 aber bereits über 200 DM.

Zum ersten Mal seit 1935 fand wieder ein Gartenfest statt, im Summerkeller am 24. August 1949. Das erste Waldfest nach dem Krieg richtete der Festwirt Josef Haiböck bei der Schießstätte am 15. August 1951 aus. Damit begann die Tradition der berühmten Waldfeste des Wanderervereins, die in den fünfziger und sechziger Jahren ihren Höhepunkt fanden. 

Im Jahr 1961 fand unter dem Vorstand Alois Obermaier eine Fahnenweihe statt. Die neue Fahne wurde im Kloster Thyrnau gefertigt und kostete 300 DM.

Die Neuzeit

Mit dem Ausbau des Sozialstaats in der Bundesrepublik, ermöglicht durch den gewaltigen Wirtschaftsaufschwung seit den fünfziger Jahren, sind die sozialen Aktivitäten des Vereins mit früheren Zeiten nicht mehr zu vergleichen. Eine jährliche Spende an den Kindergarten erinnert noch an den alten "Wohltätigkeitszweck". Und eine große Einmalspende für dei Renovierung der Friedhofskirche.

Die Abgrenzung des Vereins auf das bürgerliche Lager verlor sich mit diesem. In den siebziger, achtziger und neunziger Jahren spielte das Schafkopfen eine große Rolle, an bis zu drei Tischen wurde gekartelt.

Leider ging auch die Zahl der Gastwirtschaften zurück. Im Jahre 2022 waren es fünf Wirte, bei denen sich die Wanderer an jedem Mittwoch trafen. Weiterhin hielt man sich an die Reihenfolge im Uhrzeigersinn.

 

Landpartie 2022

Landpartien gehörten zum jährlichen Vereinsgeschehen. Für diese Ausflüge suchten sich die Organisatoren meist Orte mit schönem Blick auf Wegscheid aus. Dort ließen sie sich von Gastronomen bewirten. Diesen Gedanken griff 2022 Vorstand Franz Schuster auf und gewann die Vorstandschaft für seine Idee. So machte sich der Wandererverein am Sonntag, 14. August 2022 zu Fuß zum Kasbichl auf, wo die Feuerwehr Kasberg ihr Waldfest veranstaltete. Für die Wanderer waren Tische reserviert, die sich rasch mit einer geselligen Runde füllten. Dem wöchentlichen Wanderer bescherte diese "Landpartie" einen enormen Zulauf.

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